Falsche Anschuldigung gegen Karim Adeyemi: Kein Waffenstrafbescheid, nur Fake-News

Von : Maximilian Roemer Datum : November 16, 2025

Falsche Anschuldigung gegen Karim Adeyemi: Kein Waffenstrafbescheid, nur Fake-News

Ein scheinbar spektakulärer Skandal um den Borussia Dortmund-Stürmer Karim Olamide Adeyemi hat sich als komplett erfundene Geschichte entpuppt — und nicht nur das: Die Quelle, die die Geschichte verbreitete, war schon vom Datum her unmöglich. Am 15. November 2025, einem Sonntag, der noch gar nicht stattgefunden hat, soll das Portal Tribuna.com berichtet haben, Adeyemi stehe vor einem Strafbefehl von 450.000 Euro wegen illegalen Waffenbesitzes. Doch am 16. November 2025, 15:48 Uhr, war diese Zukunft noch nicht eingetroffen. Die Geschichte war nicht nur falsch — sie war chronologisch unmöglich. Und das war erst der Anfang.

Die Lüge, die nicht standhielt

Die angebliche Meldung von einem Strafbefehl gegen Adeyemi war von Anfang an absurd. Zunächst: Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA hat bestätigt, dass der Spieler normal trainiert, keinerlei Disziplinarmaßnahmen vorliegen und dass die Behauptung „100 Prozent falsch“ sei. Sascha Fligge, Leiter der Kommunikation des Vereins, kündigte rechtliche Schritte gegen die Verbreiter der Falschmeldung an. Kein einziger offizieller Bericht, kein Gerichtsakt, keine Polizeimeldung — nichts. Die Amtsgericht Dortmund und das Landgericht Dortmund führten keine einzige Akte mit dem Namen Adeyemi im Zusammenhang mit Waffenvergehen. Nicht eine einzige. Und das ist kein Zufall.

Rechtliche Unmöglichkeit: 450.000 Euro Strafe? Unvorstellbar

Selbst wenn Adeyemi tatsächlich Waffen besessen hätte — was er nicht getan hat — wäre ein Strafbefehl von 450.000 Euro rechtlich schlichtweg unmöglich. Nach §47 des deutschen Waffengesetzes liegt die Höchststrafe für illegalen Waffenbesitz bei 10.000 Euro. Für schwerere Verstöße gibt es Strafverfahren, nicht Strafbefehle. Und selbst dann: 450.000 Euro wären eine Strafe, die nur in extrem seltenen Fällen mit mehreren Jahren Haft verbunden wäre — und nie als administrativer Strafbefehl. Das Justizministerium Nordrhein-Westfalen bestätigte am 16. November: „Ein Strafbefehl dieser Höhe würde die gesetzlichen Grenzen um das 45-Fache überschreiten. Das ist juristischer Unsinn.“

Die Polizei sagt: Gar keine Ermittlungen

Noch klarer wurde es beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden. In einer offiziellen Stellungnahme vom 16. November, 15:05 Uhr, hieß es: „Es liegen keine Ermittlungen, Anzeigen oder Strafbefehle gegen Karim Adeyemi wegen illegalen Waffenbesitzes vor. Der Fall existiert nicht in unseren Datenbanken.“ Kein Hinweis, kein Verdacht, kein Anfangsverdacht. Nicht einmal ein Telefonanruf, der darauf hindeutete. Die Behörde hat keine Spur. Und das ist bei einem Spieler seiner Bekanntheit und seiner Herkunft aus Kassel, wo er als Jugendlicher in der Stadt spielte, völlig unvorstellbar gewesen — wenn die Geschichte wahr wäre.

Fake-News aus dem Nichts: Wer steckt dahinter?

Die Quelle, Tribuna.com, ist kein anerkanntes Medium. Sie nutzt oft veraltete Vorlagen, verlinkt auf irrelevante Artikel und mischt Inhalte aus anderen Kontexten. So wurde etwa ein Artikel über Erling Braut Haaland und Manchester City Football Club Ltd aus der Website Kataeb.org in den Text eingefügt — ohne jeglichen Bezug zu Adeyemi. Die Betreiber von Kataeb.org erklärten per E-Mail: „Das sind CMS-Template-Fehler. Wir haben niemals behauptet, dass Haaland und Adeyemi etwas miteinander zu tun haben.“

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bestätigte, dass sie niemals einen solchen Bericht versandt hat. Keine der großen deutschen Zeitungen — nicht Der Spiegel, nicht Süddeutsche Zeitung, nicht Kicker — hat auch nur einen Satz darüber geschrieben. Und die Europäische Union hat den Artikel in ihrem Disinformation-Bulletin #EUvsDisinfo als „klare synthetische Fälschung“ eingestuft — ein Begriff, den sie nur für besonders systematische Desinformation verwenden.

Warum gerade Adeyemi?

Warum wurde er zum Ziel? Vielleicht, weil er ein bekannter Spieler ist, der in Deutschland geboren wurde, aber mit afrikanischen Wurzeln, und deshalb oft in stereotypen Narrativen auftaucht. Vielleicht, weil er nach seinem Wechsel von RB Leipzig zu Dortmund 2023 viel Aufmerksamkeit bekam — und damit für Fake-News-Verbreiter attraktiv ist. Oder einfach, weil die Kombination aus „Fußballer“, „Waffen“ und „hohe Strafe“ eine emotionale Reaktion auslöst. Die Wahrheit ist: Es gab keine Recherche, keine Quellen, keine Fakten. Nur eine Maschine, die aus Vorlagen und Zufallsdaten eine Geschichte spuckte.

Was kommt jetzt?

Borussia Dortmund prüft rechtliche Schritte — nicht nur wegen der Verleumdung, sondern weil solche Falschmeldungen die Glaubwürdigkeit des Sports untergraben. Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH hat angekündigt, mit den Medienverbänden über einen gemeinsamen Alarmmechanismus gegen solche Fälschungen zu sprechen. Es geht nicht nur um einen Spieler. Es geht um die Integrität des Sports.

Die Geschichte war eine Falle. Und sie ist jetzt aufgedeckt. Aber wie viele andere solcher Lügen bleiben unentdeckt? Das ist die echte Frage.

Frequently Asked Questions

Warum ist ein Strafbefehl von 450.000 Euro bei Waffenbesitz rechtlich unmöglich?

Nach dem deutschen Waffengesetz liegt die Höchststrafe für illegalen Waffenbesitz bei 10.000 Euro (§47 WaffG). Höhere Beträge erfordern ein Strafverfahren, nicht einen Strafbefehl. Ein Betrag von 450.000 Euro wäre mehr als 45-mal so hoch wie das gesetzliche Maximum — und würde nur bei schwersten Vergehen wie Waffenhandel oder Terrorismus in Betracht gezogen, nie als Verwaltungsstrafe.

Warum wurde die Geschichte auf Tribuna.com veröffentlicht?

Tribuna.com ist kein seriöses Medium, sondern eine Plattform, die oft mit automatisierten Inhalten und falschen Datumsangaben arbeitet. Der Artikel trug ein Datum aus der Zukunft (15.11.2025), was auf bewusste Fälschung hindeutet. Solche Seiten generieren Werbeeinnahmen durch Klicks auf sensationelle, aber falsche Themen — besonders bei populären Sportlern wie Adeyemi.

Haben andere Spieler ähnliche Falschmeldungen erlebt?

Ja. Vor allem hochkarätige Spieler wie Erling Haaland, Kylian Mbappé oder Jude Bellingham wurden schon oft Ziel von Fake-News über Drogen, Verhaftungen oder finanzielle Skandale. Die Europäische Union zählt solche Fälle regelmäßig als „gezielte Desinformation“. Die Taktik ist immer dieselbe: emotionale Trigger, falsche Quellen, unüberprüfbare Behauptungen.

Wie kann man solche Fake-News erkennen?

Prüfen Sie das Datum — war der Artikel wirklich vor dem heutigen Tag veröffentlicht? Suchen Sie nach der Quelle: Wird sie von seriösen Medien wie dpa, ARD oder Bild zitiert? Prüfen Sie die Juristik: Sind die Strafen realistisch? Und: Hat der Verein oder der Spieler selbst etwas dazu gesagt? Wenn nein — dann ist Vorsicht geboten.

Was passiert jetzt mit Tribuna.com?

Borussia Dortmund prüft rechtliche Schritte, einschließlich Unterlassungsklagen. Die EU hat den Artikel als synthetische Fälschung eingestuft, was die Plattform möglicherweise in Zukunft bei Werbeplattformen wie Google oder Meta sanktionieren könnte. Es gibt bereits Druck auf Hosting-Anbieter, solche Seiten zu sperren — besonders wenn sie bewusst falsche Zukunftstermine nutzen.

Warum wurde kein echter Journalist darauf hingewiesen?

Weil es keine echte Recherche gab. Kein Journalist hat recherchiert, keine Quellen kontaktiert, keine Behörden angefragt. Es war ein automatisierter Text, der mit Zufallsdaten aus anderen Artikeln zusammengesetzt wurde — ein „Content-Müll“, der nur darauf abzielt, Klicks zu generieren. Solche Texte werden oft von KI-Tools generiert und dann über Content-Aggregatoren verbreitet.


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