Die Handbremse ist im Rallye‑Sport ein unterschätztes Werkzeug. Viele Fahrer denken zuerst an die Hauptbremse, doch die Handbremse kann in engen Kurven, bei Slides und beim Anfahren aus dem Stand entscheidende Vorteile bringen. In diesem Artikel zeige ich dir, wann du die Handbremse einsetzen solltest, welche Einstellungen sinnvoll sind und wie du sie pflegst, damit sie zuverlässig funktioniert.
Im Rallye‑Setting bist du oft auf lose Oberflächen wie Schotter, Schnee oder Erde. Dort verliert das Hinterrad schnell Grip. Durch kurzes Drücken der Handbremse lässt du das Hinterrad absinken, das Auto dreht leichter und du kannst enge Kurven schneller durchfahren. Das ist besonders nützlich bei einer „Handbrems-Oversteer“-Technik, bei der du das Heck nach außen schickst, um die Kurve zu verkürzen.
Ein weiterer Einsatz ist das Anfahren aus dem Stand auf losem Untergrund. Wenn du das Gas leicht gibst und gleichzeitig die Handbremse kurz hältst, bleibt das Heck stabil, bis genug Traktion aufgebaut ist. Auch beim Ausweichen aus einer ungeplanten Situation – zum Beispiel einem plötzlichen Hindernis – kann ein kurzer Handbremsstoß das Auto schnell in eine sichere Richtung lenken.
Die Handbremse muss exakt auf deine Fahrweise abgestimmt sein. Zu viel Kraft macht das Heck unkontrollierbar, zu wenig keinen Effekt. Moderne Rallye‑Autos haben oft einen verstellbaren Handbremshebel. Stell den Hebel so ein, dass ein halber bis kurzer Druck ausreicht, um das Heck zu locken, aber nicht so stark, dass du das Fahrzeug komplett verlierst.
Ein weiterer Punkt ist das Bremssystem selbst: Viele Teams nutzen ein separates Hydrauliksystem für die Handbremse, das unabhängige Druckwerte liefert. Wenn du ein Amateur‑Setup hast, reicht ein gutes Kabel‑Mechanik‑System, solange es nicht zu viel Spiel hat. Prüfe regelmäßig die Zugkraft des Kabels und ersetze es bei Verschleiß.
Vergiss nicht, die Bremsbeläge zu wählen, die zum Untergrund passen. Auf Kies sind weichere Beläge besser, weil sie schneller nachgeben. Auf Asphalt kann ein härteres Material verhindern, dass die Bremsen zu schnell überhitzen.
Zum Schluss: Teste deine Einstellungen immer zuerst auf einer sicheren Übungsstrecke. Nur so findest du das richtige Gleichgewicht zwischen Grip und Übersteer, ohne Risiko im echten Rennen.
Die Pflege der Handbremse ist einfach, aber entscheidend. Reinige das Hebelgehäuse nach jedem Einsatz, weil Schmutz das Pedal verklemmt. Schmier das Kabel oder die Hydraulikleitung regelmäßig, damit keine Reibungsverluste entstehen. Kontrolliere die Bremsbeläge auf Verschleiß und ersetze sie, wenn die Materialstärke unter 2 mm sinkt.
Mit diesen Tipps nutzt du die Handbremse gezielt, erhöhst deine Rundenzeit und bleibst sicher. Probier die Technik beim nächsten Training aus und passe die Einstellungen nach Bedarf an – so wird die Handbremse zu deinem Lieblingswerkzeug im Rallye‑Cockpit.